Dienstag, 18. August 2015

Besser spät als nie oder Neujahr in Vietnam

Neujahr in Vietnam

Und mal wieder habe ich mir mit dem Schreiben mächtig Zeit gelassen. Sehr viel Zeit sogar. Ein ganzes halbes Jahr.
Nunja, wie sich der ein oder Andere vielleicht denken kann, hatte ich in Vietnam erst mal alle Hände voll damit zu tun, all die neuen Eindrücke zu genießen und zu verarbeiten. Da blieb wenig Zeit und Lust sich vor den PC zu setzen und zu schreiben. Hinzu kam, dass die Nächte meist kurz und unbequem waren. Anschließend, also nach meinem Aufenthalt in Vietnam, fand ich extrem schnell eine Praktikumsstelle in Shanghai, so dass auch hier die Freizeit knapp bemessen war. Dazu aber später noch mehr.

Böse Zungen behaupten allerdings auch, ich wäre einfach nur stinkfaul. Wie ihr das seht, bleibt natürlich euch überlassen.

Jetzt genug der Entschuldigungen und zurück zum Thema: Vietnam.
Ein großartiges Land. Während in Shanghai noch Winter herrschte, es bitterkalt war und die Klimaanlagen es nicht vermochten die Räume aufzuheizen herrschte in Vietnam ein ganz anderes Klima. Zwar war für die Vietnamesen auch Winter, so dass einige in Daunenjacken und Pullis rum liefen, aber die taten das ganze bei 25° C im Schatten.
Als ich also mit meinem Kumpel am Flughafen in Hanoi ankam, war gerade der erste Feiertag vom asiatischen Neujahr. Und so waren meine ersten vietnamesischen Worte die ich lernte "Chúc Mừng Năm Mới", was in etwa so viel wie "Ein Gutes neues Jahr" heißt. Ich war mit einem Freund angereist, der mich bereits in Shanghai besucht hatte und vietnamesische Verwandschaft hatte. Seine beiden Onkel holten uns vom Flughafen ab. Wir mussten noch auf die Freundin meines Freunds und einen weiteren Mitreisenden warten, der aus Singapur angereist kam. Während wir, also mein Freund und ich, relativ früh in Hanoi ankamen, kamen die beiden anderen deutlich später an. Somit beschlossen wir in der Zwischenzeit essen zu gehen.
Hier machte ich die ersten interessanten Entdeckungen mit Vietnam:
Während wir unsere Suppe geniesten, sah ich den Betreiber des "Restaurants" (Im Prinzip eine Blechhütte in der Nähe des Flughafens) eine Bambuspfeife rauchen. Diese wird (nur) mit Tabak befüllt und dann geraucht. 
Nachdem wir die anderen am Flughafen abgeholt haben, fuhren wir zur Familie meines Freundes in Hai Phong um dort über mehrere Tage Neujahr mit zu feiern. 
Wir wurden mit einer überwältigenden Gastfreundschaft empfangen und es gab sehr viel zu Essen und noch mehr zu trinken:





Sonntag, 8. März 2015

Ab nach Vietnam

Der Flug

Mein Vater flog nach Hause und Duc und ich machten uns bald darauf auf, um nach Vietnam zu reisen. Wir flogen beide über Guangzhou, allerdings waren wir nur im Anschlussflug im gleichen Flieger. Wir trennten uns also schon in Shanghai und machten einen Treffpunkt in Guangzhou aus. Lange neun Stunden Aufenthalt standen vor uns. Wir sagten, dass wir uns am Gate zu unserem Flug treffen wollten. Angekommen in Guangzhou machte ich mich also auf die Suche nach dem Gate. Ich wartete etwa zwei Stunden vor den Sicherheitskontrollen für international flights, ohne das Duc kam. Vielleicht war er ja schon durch die Kontrollen gegangen, dachte ich mir. Ich wurde allerdings nicht durchgelassen, und wurde an einen Schalter meiner Airline (China Southern) verwiesen. Dort erkundigte man sich nach meinen Boarding Karten und fragte, ob ich allein reise. Nachdem ich alles beantwortete, meinten sie, ich solle 15 Minuten warten. Anschließend kam eine Dame vom Schalter und bat mich, ihr zu folgen. Sie führte mich in einen Bus, der für etwa 20 Leute Platz bot. Allerdings war ich der einzige darin, abgesehen vom Fahrer und der Dame vom Schalter. In dem Bus wartete ich weitere 20 Minuten. Dann ging es los. Ich dachte, ich werde zum anderen Gate gefahren.
Nachdem wir uns aber offensichtlich vom Flughafen entfernten (soweit ich das in der Nacht beurteilen konnte), stellte ich sie zur Rede: "Can you please tell me, where we're going?" Worauf sie wie selbstverständlich antwortete: "To the Hotel, Sir."
Davon war aber nun wirklich nie die Rede gewesen. Übermüdet und gestresst wie ich in dieser Situation war, verlor ich dann wohl etwas die Fassung. Ich drohte mit lauter Stimme: "You bring me back to the hotel this instant, or otherwise I'll call the Police". Ich hatte zur Verdeutlichung schon die "110" auf meinem Handy gewählt und zeigte es ihnen. Sie schauten sich ratlos an und drehten um. Die restliche Fahrt zurück zum Flughafen verlor keiner mehr ein Wort. Ach China, du schaffst es immer wieder mich zu überraschen.
Zurück am Flughafen wartete ich auf die Öffnung der Sicherheitskontrollen. Gegen halb drei Uhr nachts sah ich dann jemanden, der Duc sehr ähnlich sah. Konnte es sein, dass man sich hier auf diesem riesigen Flughafen einfach so über den Weg läuft? Er reagierte nicht als ich seinen Namen schrie und außerdem hatte er auch Gepäck dabei. Da ich aber eh nichts besseres zu tun hatte, ging ich zu der Person und es war tatsächlich Duc. Er hatte Musik gehört und mich deswegen nicht wahrgenommen.
Es stellte sich heraus, dass er in Shanghai nur eine (anstatt zwei) Boardingkarte bekommen hatte und sein Gepäck auch nur bis Guangzhou geschickt wurde. Da die Angestellten unserer Airline weder in Shanghai, noch in Guangzhou ein zu erwartendes Mindestmaß an Englisch sprachen, erfuhr Duc das erst, als er in Guangzhou nicht in das Gate gelassen wurde.
Zumindest der Anschlussflug verlief dann ohne nennenswerte Zwischenfälle.
Wir kamen gegen 9 Uhr morgens in Hanoi an. Wunderschön warme 25° hatte es hier. Traumhauft! Das kalte, versmogte Shanghai war auf einen Schlag vergessen.
Inzwischen war es der erste Tag von Neujahr. Allerdings mussten wir hier jetzt noch den ganzen Tag am Flughafen warten, da wir noch zwei weitere Mitreisende erwarteten.
Madeleine, die Freundin von Duc kam aus Deutschland angereist. Stefan, ein weiterer Freund von Duc, kam aus Singapur angereist, wo er seit 15 Jahren wohnt.
Netterweise warteten bei unserer Ankunft aber schon Ducs beide Onkel auf uns und fuhren uns erst mal zu einem Imbiss in der Nähe des Flughafens. Es gab Suppe (Phở) und wir lernten einen netten Amerikaner kennen, der ein halbes Jahr in Vietnam gelebt hat und jetzt auf dem Weg nach China war.
Besonders fasziniert war ich von der Bambuspfeife, mit der der Ladenbesitzer rauchte. Das musste ich natürlich auch probieren. Es wird eine spezielle Art von Tabak benutzt (und nur Tabak) und durch den vielen Rauch auf einmal fühlt man sich nach dem Rauchen kurz ein wenig schwindlig, aber in einer durchaus angenehmen Art und Weise.
Zur Suppe packte dann der Onkel von Duc eine Plastikflasche aus, die mit Schnaps gefüllt war. Wir stießen miteinander an und wünschten uns ein gutes Neues Jahr (Chúc mừng năm mới).Dies war der erste Satz den ich mir auf Vietnamesisch einprägte. Ein weiterer, den ich auch an diesem Nachmittag kennen lernte war: "Một chạm van chạm". Er heißt soviel wie 100 von 100 Prozent. Es ist also eine sehr ausdrucksstarke Art und Weise "alles" zu sagen. Wie ihr euch sicherlich schon denken könnt, hört man diesen Satz besonders oft, bevor getrunken wird. Dann entspricht er etwa dem deutschen "auf Ex".

Nach einiger Zeit fuhren wir zurück zum Flughafen. Madeleine wartete schon auf uns. Sie war ein wenig aufgelöst, denn sie hatte schon den ganzen Flughafen nach uns abgesucht, während wir uns die Bäuche voll schlugen. Das ist ein bisschen blöde gelaufen, aber die Freude sich wiederzusehen überwiegte dann doch am Ende. Jetzt mussten wir nur noch auf Stefan warten. Als dieser dann ankam, ging es zur Heimat von Ducs Familie, Hai Phong. Dies ist eine Küstenstadt im Nordosten von Vietnam. Sie ist touristisch noch fast unberührt.

Wie wir dort Neujahr in der Familie feierten, uns die die traumhaft schöne Hai Long Bay anschauten und dann Hanoi erkundigten erfahrt ihr in den nächsten Beiträgen.

Bis bald.

Samstag, 7. März 2015

Besuch aus Deutschland

Besuch aus Deutschland

Endlich war es soweit, der lang ersehnte Besuch aus Deutschland kam. Ich beschloss Duc (ein Kommilitone mit vietnamesischen Wurzeln) und meinen Vater am Flughafen abzuholen. Ich konnte es kaum erwarten beide wieder zu sehen. Es war ja doch ein ganzes halbes Jahr, dass ich sie nicht gesehen habe. Die Zeit ist schnell vorbei gegangen und es gab viel zu sehen, aber jetzt wo ich am Flughafen auf sie wartete fiel mir auf, wie sehr ich sie doch alle in Deutschland vermisse.
Ich nahm ihnen Koffern ab, führte sie durch die unzähligen illegalen und überteuerten Taxifahrer zum offizielen Stand und wir fuhren mit dem Taxi zum Haus und legten erst mal die Koffer ab. Dann ging es noch schnell zum Lawson, um ein paar Bier zu kaufen und wieder zurück nach Hause. Ich freute mich riesig über die Sachen, die sie für mich mitgenommen haben. Drehtabak, eine aktuelle Ausgabe der Süddeutschen Zeitung, die letzen zehn Ausgaben des Spiegels und natürlich Schokolade. Viel Schokolade. Gott wie habe ich gute deutsche Schokolade vermisst. Das teure Zeug hier kommt einfach nicht an eine gute Tafel Milka Schokolade dran. Selbst die 40 ct Tafeln vom Supermarkt in Deutschland können mit der Schokolade hier konkurrieren.

In den folgenden Tagen haben wir viel geredet und diskutiert. Während beide noch anfänglich meinten, es sei doch gar nicht so kalt, ist ihnen doch bald klar geworden, dass es nicht die absolute Kälte ist, die einem hier zu schaffen macht. Es ist die hohe Luftfeuchtigkeit in Verbindung mit der Tatsache, dass es keinen Ort gibt, der schön warm ist. Die Zimmer bleiben bei frischen 18° tagsüber, nachts noch ein Stückchen kälter. Vorausgesetzt die Klimaanlage läuft Full Power auf dem Heizmodus. Aber man ist ja hart im Nehmen und auch meine Gäste gewöhnten sich schnell dran, sodass das auch bald kein Problem mehr war.
Als erstes stand natürlich der Bund und die Skyline auf dem Plan.
Das spare ich hier aus, denn ich habe davon schon ausführlich in älteren Einträgen berichtet. Neu war für mich der Yu Yuan Garden, angeblich der schönste Garten Shanghais. Ich freute mich darauf, denn dies war eine Sehenswürdigkeit, die ich bis jetzt auch noch nicht gesehen habe, mich aber durchaus interessierte. Ihr wisst wie das ist: Wenn man nur ein paar Tage für eine Stadt hat, hetzt man sich, um alles zu sehen und nichts zu verpassen. Tatsächlich sieht man aber nichts, außer der Oberfläche an der man kratzt. Wohnt man allerdings ein Jahr da, wird man träge und denkt sich, dass kann ich ja nächsten Monat auch noch anschauen. Bis man dann plötzlich merkt, dass nur noch 3 Wochen bleiben und man eigentlich noch Sachen für 2 Monate sehen will. Beides ist nicht optimal.
Der Garten war sehr schön und zum Glück nicht überlaufen (was nicht heißt, dass er leer war). Das lag wohl an dem kalten Wetter und daran, dass es schon kurz vor chinesisch Neujahr war, wo praktisch jeder Chinese zu seiner Familie reist, um dort den Jahreswechsel zu feiern.
Eine weitere Sehenswürdigkeit in Shanghai, die ich bis dato auch ausgespart habe, ist der Jing'an Temple, ein alter, enorm riesiger Tempel im Herzen von Shanghai. Dieser buddhistische Ort liegt nahe am Yu Yuan Garden.
Der Tempel ist überwältigend mit übermenschlich großen Buddha Statuen und weiteren Heiligen. Aus Respekt vor der Religion und den Menschen, die an sie glauben, habe ich keine Fotos geschossen.
Weiterhin waren wir noch in Zhouzhang, der Wasserstadt. Was mir hier im Gegensatz zum Letzten mal auffiel, ist dass man ohne chinesischen Führer doch viel leichter abgezogen wird. So kam es auch mal vor, dass wir 5 € für eine Tasse Tee zahlten (normal sollte das um die 50 ct kosten, wenn er gut ist auch mal einen Euro). Einmal konnten wir sogar beobachten, wie die Speisekarte ausgetauscht wurde, als wir uns setzen wollten. Auf der ersten standen noch Preise, auf der Neuen keine. Und die Speisen wären garantiert nicht billiger geworden, hätten wir dort etwas gekauft.
Außerdem schauten wir uns noch Tianzifang an, eins der wenigen alten erhaltenen Viertel in Shanghai. Es stammt aus der Kolonialzeit, ist heute aber sehr stark kommerzialisiert. In praktisch jedem Haus befand sich entweder eine Bar mit überteuerten Preisen, die mit deutschen und belgischen Bier rühmte, eine sogar mit "Gluhwein" und "Jagertee". Oder aber es war einer der tausenden Gruschläden in dem Haus, die doch alle nur Sachen aus zwei oder drei unterschiedlichen Fabriken verkaufen. Man sieht wirklich immer wieder das Gleiche: Die japanische Winkekatze, T-shirts mit den gleichen Aufdrucken und allerlei anderen Kitsch, den die Welt nicht braucht und eigentlich auch nie vermisst hat. Wer zur Hölle kauft sowas?
Es wurde Zeit, dass ich ein wenig Abstand von China gewann, ich freute mich schon tierisch auf ein warmes neues Land, mit neuen Leuten, einer neuen Kultur und neuen Abenteuer die auf mich warteten.
Und der nächste Blogeintrag handelt wirklich von Vietnam, versprochen. Zumindest teilweise, denn eine kleine Geschichte vom Flug will ich euch nicht vorenthalten.
In diesem Sinne bis Bald!

Freitag, 6. März 2015

Peking

Ein Tag voller Pleiten


Lange habe ich diesen Blog Eintrag vor mir her geschoben. Und jetzt sitze ich hier, will eigentlich versuchen meine unzähligen Eindrücke aus dem schönen Vietnam in ein paar Zeilen zu verfassen und stelle fest, dass ich noch nicht einmal meinen letzten Trip nach Peking zu Papier gebracht habe. Wie kann das sein, ich bin doch sonst nicht so schreib faul?
Der Hauptgrund ist wohl der, dass an diesem letzten Tag in der chinesischen Hauptstadt aber auch einfach gar nichts nach Plan gehen wollte und ich wohl versucht habe, diesen Tag so gründlich wie möglich aus meinem Gedächtnis zu streichen.

Hier nochmal eine kurze Zusammenfassung der letzten Tage, da diese Einträge ja doch schon ein bisschen zurück liegen:
Mai, Michi und ich sind mit dem Zug nach Peking gefahren, um die Stadt in einem Wochenende zu erkunden. Schlafen konnten wir bei Alex, einem Freund von Michi. Die Mauer, die eigentlich für den Samstag geplant war, mussten wir auf Sonntag verschieben. Das hatte zwei Gründe: Zum Einen war das Wetter am Samstag ziemlich bescheiden (windig und regnerisch) und zum Anderen ging es mir und Mai gesundheitlich überhaupt nicht gut und wir hatten die Hoffnung, es würde gegen Sonntag wieder besser werden.
Ich musste allerdings Sonntag gegen fünf Uhr abends meinen Zug erwischen, da mich in Shanghai noch ein Bewerbungsgespräch erwartete, welches gründlich vorbereitet werden wollte. Schließlich handelte es sich um meinen Favoriten für die Bachelor Arbeit.

So weit so gut. Ich quälte mich also Sonntag früh aus der Schlafcouch und weckte die Anderen, damit wir zum Frühstück los konnten. Mit vollen Mägen fuhren wir zum Bahnhof und suchten den Ticketschalter. Nachdem wir die Tickets gekauft hatten, stellten wir fest, dass wir den Zug um Minuten verpasst hatten. Wie ärgerlich! Außerdem fuhr er gar nicht im Stundentackt, sondern nur alle zwei Stunden. Da schon fast Mittag war, musste ich feststellen, dass der nächste Zug zu spät wäre, ich würde nicht mehr rechtzeitig zurück kommen. Ein Guard, der überraschend gut Englisch sprach, wies uns darauf hin, dass es eine Ubahn Station weiter eine Bushaltestelle gab, von der aus man auch zur chinesischen Mauer fahren konnte. Der Bus sollte um 12 gehen. Das würde stressig werden, denn ich hätte dann nur zwei Stunden an der Mauer, aber besser als nichts. Also fuhren wir eine Station zurück und machten uns auf die Suche nach besagter Haltestelle. Wir wussten die Nummer der Linie und folgten den Schildern. Nach etwa zehn Minuten Gehweg und gefühlten tausenden chinesischen Taxifahrern (die wir allesamt gekonnt abwimmelten), fanden wir die Station. Es war 20 vor 12, und es stand niemand an der Station. Wir hätten auch beinahe das Schild mit der Busnummer übersehen, aber ein netter Herr hat uns zum Glück darauf hingewiesen. Er konnte ein klein bisschen Englisch und Mai unterhielt sich nett mit ihm, ich glaube darüber dass sie aus Deutschland kommt, aber ihre Eltern in Vietnam geboren und aufgewachsen sind.
Währenddessen kam eine Gruppe Chinesen, wartete mit uns an der Bushaltestelle für ein paar Minuten und verschwand dann wieder, sodass wir  wieder ganz allein auf die Ankunft des Bus hofften. Als dann 10 vor 12 der nette Herr uns darauf hin wies, dass sein Freund ihm gesagt hätte, der Bus fahre heute nicht, aber er kenne zufälligerweise einen Taxi Fahrer, kam mir das ganze schon mehr als spanisch vor. Dass dem Typen nicht zu trauen ist, war ab diesem Moment jedem von uns klar, selbst Mai sah das ein, obwohl sie generell immer an das Gute im Menschen glaubt.
Wir beschlossen, noch bis zwölf zu warten, denn wir vermuteten, dass sein Plan ist, uns vor zwölf ins Taxi zu bekommen, so dass wir den Bus gar nicht mehr sehen würden.
Ich glaube Michi war es dann, der herausfand, dass die ganze Haltestelle ein einziger Schwindel war. Die Busnummer war nur von dem überaus findigen Halsabschneider von Taxifahrer an die Haltestelle geklebt worden. Wir fanden die echte Haltestelle etwa 400 m weiter um die Ecke. Natürlich hatten wir den Bus dann verpasst. Wir kochten vor Wut. Es war das erste mal, dass ich Mai in so einem wütenden Zustand gesehen hatte. Wir fluchten vor uns hin und es entstand eine Diskussion darüber, ob das, was der Taxifahrer mit uns gemacht hat, moralisch vertretbar gewesen ist. Auf der einen Seite hatte er eine Familie zu ernähren und Touristen abzuziehen ist für ihn wohl der einfachste Weg dies zu tun. Andrerseits gibt es auch viele Menschen in diesem Land, die immer ehrlich zu uns waren, auch eine Familie zu ernähren hatten und das schafften, ohne uns den Trip gründlich zu versauen. Aber hier half schließlich auch jede Diskussion nicht mehr. Und es war im Moment auch total gleich, ob es moralisch richtig war oder nicht.
Die nächste Möglichkeit zur Mauer zu kommen war, den Zug zu nehmen, der um halb zwei fuhr. Ich rechnete den Zeitplan immer und immer wieder im Kopf durch, versuchte irgendwo noch Zeit einzusparen, aber es hatte keinen Sinn. Würde ich zur Mauer mitfahren, wäre es unmöglich meinen Zug zurück nach Shanghai zu erwischen. Es ging einfach nicht, ich konnte mir die Mauer nicht anschauen. Ich wollte es mir nicht eingestehen, aber Michi rechnete es auch nochmal durch und kam zum gleichen Ergebnis. Was mich allerdings am meisten aufregte war nicht etwa, dass ich nicht die Mauer sehen konnte oder, dass der Taxifahrer so dreist war (obwohl beides auch sehr ärgerlich ist). Am meisten ärgerte mich, dass ich selbst nach einem halben Jahr in China immer noch auf so etwas hereinfalle. Ich hätte schon der aus dem nichts kommenden Hilfsbereitschaft viel misstrauischer gegenüber treten müssen. Nicht das ich sage, jede Hilfsbereitschaft wäre zu verteufeln, es gibt eine Menge hilfsbereiter Chinesen, ja wahrscheinlich sind die Hinterlistigen sogar stark in der Minderheit. Aber man muss trotzdem misstrauisch bleiben, ansonsten zahlt man für seine Naivität.
Wie dem auch sei, schließlich hatte ich ja noch das Bewerbungsgespräch, es ging sich für mich einfach nicht aus, zur Mauer zu fahren. Enttäuscht verabschiedete ich mich von meinen Freunden und fuhr zum Bahnhof an dem mein Zug ging.
Was für ein niederschmetternder Tag.
Ein paar Tage später, ich war schon wieder in Shanghai, hörte ich, dass Michi und Mai die letzte Gondel von der Mauer verpasst hatten und es somit nicht einmal rechtzeitig zu ihrem Zug geschafft hatten. Sie mussten einen Tag länger in Peking bleiben.
Das Bewerbungsgespräch verlief vielversprechend, die Interviewer erklärten mir, wie ausgezeichnet doch mein Lebenslauf wäre, für eine Stelle hat es am Ende nicht gereicht. Auf Nachfrage hieß es, es läge nicht an mir, die Stelle wäre von oben nicht frei gegeben worden. Ich hoffe, ich finde noch rechtzeitig etwas, das Praktikum muss nämlich mindestens 3 Monate dauern und ich muss die Bachelor Arbeit verteidigen, allerdings geht das nicht zwischen Mitte Juli bis Ende August. Sollte ich also nicht bald etwas finden, heißt das für mich,  dass ich bis September in China bleiben werde. Nicht das ich China nicht mag, aber meine Familie, meine Freunde und Deutschland als Heimat an und für sich geht mir schon sehr ab.
Drückt mir die Daumen, dass das alles noch so hinhaut, wie ich das plane.

In den folgenden Tagen gibt es dann auch wieder schönere Blogeinträge, sprich mit sonnigen Bildern und schöneren Geschichten, die nicht nur von Pleiten handeln.
Bleibt dran und bis dann!

Der nächste Eintrag geht morgen (Samstag) um 13:00 Uhr deutscher Zeit online. Also nicht verpassen ;)

Donnerstag, 29. Januar 2015

Peking

Glocken und Trommelturm, Hutong und Peking Ente 


Eigentlich stand ja für Samstag die Mauer auf dem Plan. Aber weil es Mai und mir gesundheitlich nicht so gut ging und das Wetter für Sonntag besser werden sollte, entschieden wir uns Samstag die beiden bekannten Türme und das Hutong (altes chinesisches Viertel) anzusehen.
Wir schliefen relativ lange, um unser Schlafdefizit vom Vortag auszugleichen. Trotzdem half das leider nicht, um uns auszukurieren. Nichts desto trotz waren wir motiviert mehr von Peking zu sehen.
Wir stellten fest, dass sich Peking doch in einigen Punkten von Shanghai unterscheidet. Es wirkte irgendwie chinesischer. Shanghai, also das Stadtbild genauso wie seine Einwohner, ist teilweise stärker in Richtung Westen orientiert als Peking.
Der Glocken- und der Trommelturm standen am Samstag zuerst auf dem Plan. Beide Türme dienten im alten Peking zur Zeitmessung und Verkündung von Nachrichten. Sie entstanden im 15. Jahrhundert, wurden allerdings mehrmals grundlegend renoviert.
Der Glockenturm

Der Trommelturm
Die sich gegenüberstehenden Türme bilden ein architektonisches Paar und sind typische Bauwerke, die sich in vielen Zentren alter chinesischer Städte finden lassen. 
Wir bestiegen zuerst den Glockenturm, da etwa eine Stunde später eine Trommelshow im gegenüberliegenden Turm stattfinden sollte.

Nach dem steilen Aufgang bestaunten wir zuerst die riesige Glocke, die über 60 Tonnen wiegt. Leider konnte man nirgends sehen oder lesen, wie dieses Ungetüm ohne moderne technische Hilfsmittel vor so langer Zeit hier hinauf gekommen ist. Der Ausblick auf das Hutong sah etwas grau aus.
Anschließend ging es in den Trommelturm.


Wie schon vorher erwähnt, gab es eine sehr überzeugende Trommelshow. Diese hatte wohl wenig mit dem ursprünglichen Zweck des Turms zu tun, hörte sich dafür aber recht gut an. Man konnte den Bass der Trommeln spüren, es war so laut wie auf einem Konzert.
Einst waren die Türme zur Bekanntgabe der Zeit gebaut worden, ähnlich zum europäischen Kirchturm. Das Prinzip unterscheidet sich allerdings, denn das Läuten der Glocke war immer mit einer bestimmten Aktion verbunden, zum Beispiel dem Arbeitsbeginn oder dem Schließen der Stadttore. Weiterhin diente sie zur Warnung, z.B. bei einem Feuer oder einem Angriff auf die Stadt.

Im Anschluss schlenderten wir durch das Hutong. Mai und ich kauften uns einen dieser frittierten Tintenfische, die es hier an jeder Ecke gab.


Nach unserem Spaziergang wärmten wir uns im nächsten Starbucks auf und planten, wie wir den Tag zu Ende gehen lassen wollten. Ich bestand darauf, Peking Ente zu probieren, was wir dann auch taten. Mai und ich hatten zwar jeweils eine Restaurant Empfehlung, aber da wir nicht wussten wo wir genau hin mussten, entschieden wir uns für ein Restaurant in der Nähe. Unsere Freunde aus Peking waren dort schon öfters und meinten, es war bis jetzt jedes mal gut.


Und sie hatten nicht gelogen, die Peking Ente war ausgezeichnet. Während Mai und Michi die Kruste zu fettig war, fand ich sie ausgezeichnet. Man tunkt diese in ein Schälchen mit Zucker und isst sie dann. Das Fleisch wird auf eine Art dünnen Pfannkuchen gelegt, mit Lauch, Gurke und einer sehr schmackhaften Soße. Dann wird das ganze zusammengerollt und mit den Stäbchen gegessen. Ich sage euch: Ein Traum. 
Ich hab schon lange nicht mehr so etwas leckeres gegessen, das Essen am Campus in Shanghai hängt mir ja schon ziemlich zum Hals raus.
Vollgestopft mit der Ente verließen wir das Restaurant und machten uns auf den Weg in die WG von zwei Freunden von Andi, die auch schon bei dem Essen dabei waren. Wir verdrückten ein paar Biere und machten uns dann auf den Weg nach Hause, schließlich ging es ja am nächsten Tag früh raus.


Montag, 26. Januar 2015

Peking

Tian'anmen Platz, die verbotene Stadt und die Dongan'men Street
oder

so schlecht schmeckt Skorpion ja gar nicht


Nachdem wir gut in Peking angekommen waren und unser Frühstück/Mittagessen im Subway aufgegessen hatten, machten wir uns auf den Weg in die Innenstadt. Zuerst ging es auf den Platz des himmlischen Friedens. Vor betreten des Platzes gibt es eine Sicherheitskontrolle, wie man sie ja schon von den Ubahn- und Zugfahrten kennt. Für wirklich effektiv halte ich das ganze allerdings nicht, das ganze Prozedere wird auch mehr oder minder lustlos durchgeführt. 
Der Platz selber ist gar nicht mal so spektakulär wie man meint. Es handelt sich zwar um den größten Platz der Welt, aber seine Berühmtheit ist wohl eher durch seine politische Bedeutung zu erklären. Alles ist strengstens überwacht, es gibt unzählige Videokameras und einen Polizisten nach dem anderen.


Der Platz wirkt wahrscheinlich ohne Smog und im Sommer deutlich freundlicher.

Anschließend ging es zur verbotenen Stadt, die direkt gegenüber liegt. Eine enorm breite Straße (ich habe 8 Spuren gezählt) trennt beide Sehenswürdigkeiten.


Die verbotene Stadt besteht hauptsächlich aus Mauern und alten, leer stehenden Gebäuden, die alle in diesem typisch chinesischen Stil errichtet sind. 

Als wir die Stadt, die früher dem Kaiser und seinen Beamten vorbehalten war, durchquert hatten, stiegen wir noch auf den Jingshan Hügel, der eine schöne Übersicht über das Areal ermöglicht. Wäre da bloß nicht der Smog gewesen, wieder mit Werten um die 200. So kann man auf den Bildern leider nur erahnen, was das Auge auch nur ein klein wenig besser erkennen konnte. 
 
  
Anschließend gingen wir in einem thailändischen Restaurant essen. Das Essen hat sehr gut geschmeckt. Gestärkt machten wir uns zur Food Street auf. Hier konnte man sich ein Vielzahl von skurrilen Sachen zum Essen kaufen: Skorpion, Spinne, Heuschrecke, Seestern, Seeigel und noch mehr. Fotos waren von den Ladenbesitzern meist ungern gesehen, deswegen konnte ich leider nicht alles vor die Linse bekommen. Sobald ich aber die Fotos meiner Mitreisenden bekommen habe, werde ich den Blog noch mit den schönsten Bilder von ihnen ergänzen.



Mai, Michi und ich haben auch Skorpion probiert (Fotos folgen auch hier noch). Es schmeckte gar nicht mal so schlecht. Das Spinnentier war sehr knusprig, vergleichbar mit Chips. Außerdem war es gewürzt, weswegen man nicht wirklich einen Eigengeschmack ausmachen konnte. Die Skorpion wurden bei lebendigem Leib auf Holzspieße gesteckt und erst kurz vor dem Verzehr in der Fritteuse getötet. Man sah die Viecher also auch noch vor den Läden aufgespießt am rumzappeln. Nichts für Tierfreunde. 
Katze gab es übrigens nicht. Um genau zu sein habe ich die in ganz China noch nicht gesehen. Auf Nachfrage wurde mir erzählt, dass sie in einer Region vereinzelt gegessen wird, das aber von den meisten Chinesen genauso empfunden wird, wie von Europäern: Einfach irgendwie falsch.
Abends gingen wir dann noch in zwei Kneipen. Bei der Ersten handelte es sich um eine Whisky Bar. Der Eingang war hinter einem Bücherregal. Man musste auf einen Knopf drücken, dann fuhr das Regal zur Seite. Leider habe ich versäumt, hier Bilder zu machen. Die Bar selber protzte mit einer überwältigenden Auswahl an Whiskey (5 Seiten nur für Whisky, hundert Sorten oder mehr), aber auch mit stattlichen Preisen. 60 Yuan kosteten die 45 cl des 12 Jahre gereiften Auchentoshan, die ich mir gönnte. 18 Jahre hätten dann volle 110 Yuan gekostet. Teuer, aber gut.

Danach ging es weiter in die nächste Kneipe. Diese war recht urig eingerichtet und hatte eine wunderbar große Auswahl an Bier.
Zeuge einer kleinen Schlägerei wurden wir auch noch. Interessant war dabei, dass es abgesehen von 5 - 6 Leuten kaum jemand interessierte. Die beiden Schläger räumten dabei zwei Tische ab, während die Kellner einfach daran vorbei gingen, um das Essen zu den Gästen zu bringen. Nur zwei Frauen kreischten und versuchten beide Beteiligten auseinander zu bringen. 10 Minuten später kam die Polizei und nahm die Unruhestifter mit.
Für uns ging es dann auch recht bald nach Hause. Am nächsten Tag sollte ich schließlich auch merken, dass sich Alkohol und Schlafmangel so gar nicht mit Schnupfen verträgt. Aber irgendwie hätte ich es auch bereut, die beiden Bars nicht zu sehen.
Irgendwann nachmittags wurde ich übrigens angerufen und zu einem Bewerbungsgespräch am Dienstag eingeladen. Es geht dabei um meinen Favoriten der Stellen, bei denen ich mich beworben habe. Die Stelle wäre thematisch sehr interessant für mich, und der Sitz der Firma läge in der French Concession. Ich muss aus Jiading raus, weswegen der Platz perfekt wäre. Wünscht mir Glück!